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Büchse einschießen

Das Einschießen einer Büchse läßt sich mit dem "Einfahren" eines neuen Verbrennungs-Motors
vergleichen: Sowohl im Lauf-Inneren eines Büchsenlaufes als auch in den Motor-Zylindern gibt
es trotz bester Bearbeitung noch kleine Rauhigkeiten. Und vor allem: Die Kolben müssen sich
an den Zylinderwänden reiben, sich aneinander "gewöhnen", sich einlaufen. Bei einem Büch-
senlauf ist das nicht anders, er muß "glattgeschossen" werden. Das geschieht so :

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Das Zielfernrohr vor den schädlichen Aerosolnebeln der Reinigungsmittel schützen: Entwe-
der die Schutzkappen auf Okular und Objektiv setzen oder das ZF erst garnicht vor dem
Einschießen auf die Waffe montieren.

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Die Büchse in einer Gewehr-Halterung befestigen, wenn nicht vorhanden, die Büchse auf
Vorder- und Hinterschaft-Auflage legen. Büchse so anbringen /hinlegen, daß der Lauf nach
vorne geneigt ist. Dann kann kein Lösungsmittel zurück in das System fließen.

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Zunächst den Übergangskegel polieren, also das Stückchen Lauf-Innere zwischen Patro-
nenlager und dem Beginn der Laufzüge. Zum Polieren den Lauf am besten aus dem Sy-
stem herausschrauben - doch das kann man nicht jedem Schützen zumuten. Patch (Putz-
läppchen) auf die Putzspitze spießen und mit Lauf-Reinigungspaste bestreichen. Putz-
spitze in Längsrichtung hin und her bewegen und so den Übergangskegel polieren (nicht
schleifen!). Drehbewegungen der Putzspitze ganz sparsam, sonst kann es Mikro-Quer-
riefen im Kegel geben. Nach Beendigung: Patronenlager säubern.

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Putzstock-Führung in Lauf einschieben. Patch auf die Putzspitze spießen. Patch gut mit Lö-
sungsmittel (z.B. Shooters Choice) anfeuchten. Putzstock mit der so präparierten Putzspitze
durch die Putzstock-Führung hindurch in und ganz durch den Lauf schieben. Gebrauchten
Patch in den Abfallbehälter.

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Zweiten Patch mit Lösungsmittel - weniger als beim erstenmal - durch den Lauf schieben.

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Dritten und vierten Patch unangefeuchtet, also trocken durch den Lauf schieben.

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Fünften Patch mit 2 - 3 Tropfen Ballistol anfeuchten, durchschieben, Patronenlager trocknen.

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Den ersten Schuß abgeben. Das Geschoß darf nicht beschichtet sein, z.B. mit Molybdän-
disulfid = MoS2 ("Molykote").

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Nun die Arbeitschritte 4, 5, 6 wiederholen !

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Eine passende Bronzebürste für das Kaliber dieses Laufes mit Lösungsmittel (z.B. wieder
Shooters Choice) tränken und einmal durch den Lauf schieben bis die Bürste komplett (!)
aus der Laufmündung ausgetreten ist. Dann die Bronzebürste durch den Lauf komplett
zurückziehen.

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Danach den Lauf EINIGE Minuten feucht ruhen lassen.

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Zwei trockene Patches durchschieben.

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Einen Patch oder eine Nylonbürste mit Kupfer-Lösungsmittel (z.B. T.M. Solution) tränken
und drei- bis viermal durch den Lauf schieben.

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Den Kupferlöser 20 Minuten einwirken lassen.

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Einen trockenen Patch durchschieben und ihn bis zum Ende der gesamten Einschieß-
Prozedur aufheben. Je stärker es blau gefärbt ist, desto mehr Kupfer wurde gelöst.

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Zwei trockene Patches durchschieben.

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Patch mit etwas Shooters Choice durchschieben.

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Zwei trockene Patches durchschieben.

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Patch mit 2 - 3 Tropfen Ballistol anfeuchten, durchschieben, Patronenlager trocknen

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Den zweiten Schuß abgeben, Geschoß unbeschichtet.

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Komplette Reinigungs-Prozedur: 4, 5, 6 -- 10 bis 19

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Den nächsten Schuß abgeben, Geschoß unbeschichtet.

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Komplette Reinigungs-Prozedur: 4, 5, 6 -- 10 bis 19

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Den nächsten Schuß abgeben, Geschoß unbeschichtet.

Und so weiter ...................

Es sind folgende, komplette Reinigungs-Prozeduren ( 4, 5, 6 -- 10 bis 19 ) einzuhalten:

Die ersten 6 Schüsse :

1 Schuß, 1 Reinigung, 1 Schuß, 1 Reinigung ......

Die nächsten 6 Schüsse :

2 Schuß, 1 Reinigung, 2 Schuß, 1 Reinigung ......

Die nächsten 9 Schüsse :

3 Schuß, 1 Reinigung, 3 Schuß, 1 Reinigung ......

Alle nächsten Schüsse :

5 Schuß, 1 Reinigung, 5 Schuß, 1 Reinigung ......

Mit der Zeit läßt die blaue Färbung der Patches immer mehr nach. Und das bedeutet: Die
Kupfer-Rückstände im Lauf werden geringer, da der glattere Lauf weniger Abrieb verursacht.
Manchmal werden nur 15 Schuß benötigt, es können auch 50 werden, dann ist der Lauf glatt.

 

Eingeschossenen Lauf reinigen

Ein glatt geschossener = eingeschossener Lauf muß genauso gereinigt werden, wie oben unter
"Büchse einschießen" beschrieben.

Schützen, die nach dem Einschießen MoS2-beschichtete Geschosse verwenden und beim Ein-
schießen alles so gemacht haben, wie oben beschrieben, können darauf verzichten, bei jeder
Reinigung das Kupfer zu lösen. In diesem Fall genügt es, erst nach 120 bis 150 Schuß das Kup-
fer zu lösen, also eine "Groß-Reinigung" durchzuführen.

 

Zielfernrohr einschießen

Natürlich: Es wird mit der Büchse geschossen, nicht mit dem Zielfernrohr. Das Zielfernrohr ein-
schießen heißt, nach der Montage des Zielfernrohres auf die Büchse das Zielfernrohr so ein-
stellen, daß die Schüsse den Spiegel auch wirklich ins Zentrum treffen. Das hört sich ganz ein-
fach an, ist es jedoch nicht. Hat der Schütze großes Glück, ist der erste Schuß als Treffer auf
dem Spiegel oder zumindest auf der Scheibe. Der Unterschied zwischen Spiegel + Scheibe
ist auf der Seite "300 Meter" erklärt.

Der Schütze kann froh sei, wenn er überhaupt die Scheibe getroffen hat. Sonst weiß er nämlich
nicht, wie er das Fernrohr einstellen muß. Dann kann man das nur probieren. Es können so 5
bis 20 Schuß (bei Pech noch mehr) erforderlich sein um erst überhaupt einmal die Scheibe zu
treffen, da es ja keinerlei Anhaltspunkte gibt.

Doch es gibt einen Trick: Läßt sich der Verschluß nach hinten herausziehen - das geht nicht bei
allen Büchsen - dann kann man vom Hinterschaft aus durch den Lauf sehen ! - Dann so vorge-
hen : Waffe stabil auflegen und ausrichten. Wenn KEIN Spiegel mit einem weißen Zentrum vor-
handen ist, einen Spiegel nehmen, ihn umdrehen und auf die weiße Rückseite mit einem Filz-
stift ein dickes Kreuz aufzeichnen. Oder stattdessen das Zentrum der schwarzen Spiegelfläche
weiß abkleben. Durch den Lauf sehen und die Büchse so ausrichten, daß dieses Kreuz oder
das weiß abgeklebte Zentrum durch den Lauf zu sehen ist. Nun würde man normalerweise die
Spiegelmitte oder zumindest die nähere Umgebung der Spiegelmitte treffen.

Jetzt durch das Zielfernrohr sehen. Wenn der erste Schuß mit Zielen durch das Zielfernrohr
nicht einmal auf der Scheibe landete, dann müßte jetzt die Mitten-Markierung des Zielfernroh-
res (ein Punkt, das Fadenkreuz...) auch nicht auf der Scheibe zu sehen sein, sonst hätte man
die Scheibe ja getroffen. Nun also das Zielfernrohr so einstellen, daß seine Mitten-Markierung
auch genau mit dem Zentrum des Spiegels (aufgezeichnetes Kreuz oder weiße Abklebung)
übereinstimmt, also genauso wie beim Blick durch den Lauf. Verschluß einsetzen, Büchse la-
den, Schuß. Jetzt muß aber ein Treffer zumindest auf der Scheibe, eigentlich sogar auf dem
Spiegel sein. -- Nun folgt die Fein-Einstellung des Zielfernrohres nach weiteren Probeschüs-
sen. Fein-Einstellung heißt: Die Treffpunktlage "wandert" mit dem Einstellen immer weiter in
Richtung Spiegelmitte, bis dann regelmäßig gute Treffer gelandet werden.

 

Zielfernrohr auf große Distanzen

Auf kürzere Schieß-Distanzen hat das Geschoß eine völlig gestreckte Flugbahn. Was eine
kurze oder kürzere Distanz ist, hängt vom verwendeten Kaliber und von der Ladung ab. Irgend-
wann geht bei jedem Geschoß die gestreckte Flugbahn in eine gekrümmte über und das Ge-
schoß fliegt in einem Bogen auf den Erdboden zu, Grund: Erdanziehung und Luftwiderstand.

Auf große Distanzen kann man die Büchse deshalb höhenmäßig NICHT auf die Zielmitte aus-
richten, sondern darüber. So fliegt das Geschoß dann zunächst in einem langen Bogen nach
oben, bevor es dann abfällt. Am Ziel soll das Geschoß dann genau die Höhe der Zielmitte ha-
ben und das Zentrum des Spiegels treffen. Der Schütze hebt also den Lauf an und führt absicht-
lich einen "Hochschuß" aus. Für alle Kaliber, Ladungen und Lauflängen gibt es in der einschlä-
gigen Literatur Flugbahn-Kurven für die Geschosse.

Beim Anheben des Laufes für den "Hochschuß" wird natürlich das Zielfernrohr mit angehoben
und der Spiegel, vielleicht die gesamte Scheibe verschwindet aus dem Blickwinkel des Ziel-
fernrohres. Wenn aber der Verstellbereich des Zielfernrohres für große Distanzen nicht aus-
reicht und nicht weit genug "nach unten" gedreht werden kann, dann läßt sich die Mitte des ZF-
Absehens nicht auf die Spiegelmitte einstellen. In diesem Fall muß das Zielfernrohr dann mit
einer Neigung nach vorne auf der Büchse montiert werden.

 

Zielfernrohr-Neigung errechnen

Anhand eines Beispiels wird hier gezeigt, wie sich die ZF-Neigung berechnen läßt.

Annahmen:
Fragen:

1) Schieß-Entfernung 900 Meter, -- 2) Abweichung = 4 Meter auf 900 Meter
1) Wieviel MOA sind 4 m Abweichung? -- 2) Wie groß muß die ZF-Neigung sein?

FESTER Wert: Wird das Zielfernrohr um 1 MOA verstellt, ergibt dies auf 100 Meter eine Abwei-
chung von 29,1 mm ( siehe Seite "Grundlagen", dort Link "Ber.-Grundlagen für Abweichungen").
Auf 900 m sind das dann 9 * 29,1 mm = 261,9 mm Abweichung.

Die ZF-Neigung soll so groß sein, daß dadurch der Einstellbereich des ZF erweitert wird. Die
Erweiterung soll auf 900 m eine Abweichung von 4 m = 4.000 mm ergeben. Also:
4.000 mm / 261,9 mm pro 1 MOA = 15,27 MOA

Antwort auf Frage 1:

Für 4.000 mm Abweichung auf 900 m ist eine ZF-Verstellung um 15,27 MOA erforderlich.
Wir runden nun ab und berechnen die Neigung für 15 MOA.

15 MOA ergeben auf 900 m: 15 * 261,9 mm = 3.928,5 mm Abweichung. Für die Aufnahme des
ZF nehmen wir eine Länge von 160 mm an:

--------

N

--------------------------------------------------------------------------------------------

a

L

b

L
N

= 160 mm, die Aufnahmelänge des Zielfernrohres (ZF)
= ? mm, Absenkung des ZF am vorderen Ende der Aufnahme verursacht dann die Neigung

b
a

= 900 m, die Entfernung vom ZF-Objektiv bis zum Spiegel, also die Schieß-Entfernung
= 3.928,5 mm Abweichung, erzeugt durch 15 MOA Verstellung des ZF

Das Verhältnis von N zu L ist gleich dem Verhältnis von a zu b :

N / L = a / b

Wir stellen diese einfache Gleichung um, wir suchen ja N:

N = a * L / b

N
N
N
N
N

= a * L / b
= 3.928,5 mm * 160 mm / 900 m
= 3.928,5 mm * 160 mm / 900.000 mm
= 0,698 mm
= 698 Mikrometer



| * = Multiplikations-Zeichen der PC-Tastatur
| / = Divisions-Zeichen, also geteilt durch

Antwort auf Frage 2:

Die ZF-Neigung bzw. besser formuliert: -- Die 160 mm lange ZF-Aufnahme muß vorne ( also in
Schußrichtung ) N = 698 Mikrometer niedriger sein als hinten ( also zum Schützen hin ).

 

Zielfernrohr-Neigung herstellen

Die Aufnahme des Zielfernrohres muß vorne also niedriger sein als hinten.
Entweder die ZF-Ringe ( die Befestigungs-"Schellen") sind direkt auf der Büchse angeschraubt,
oder auf der Büchse befindet sich eine Schiene ( z.B. Picatinny ), und auf dieser Schiene sind
die Ringe aufgesetzt und angeschraubt.

Möglichkeit 1
Schiene ist vorhanden: Die Schiene durch Schrägschleifen vorne absenken

Möglichkeit 2
Schiene ist vorhanden: Die Schiene durch Unterlegen hinten anheben

Möglichkeit 3
Nur Ringe vorhanden: Das vordere Ring-Unterteil niedriger schleifen /fräsen /drehen

Möglichkeit 4
Nur Ringe vorhanden: In das hintere Ring-Unterteil Unterlagen einlegen

Sehr wichtig: Unterlagen = unterlegtes Material MUSS inkompressibel ( nicht zusammendrück-
bar ) sein ! -- Es darf z.B. nicht Isolierband /Papier /Karton genommen werden. Zu empfehlen
sind beispielsweise dünne Metall-Folien.

 

Hinter- und Vorderschaftauflagen

Für verschiedene BDMP-Disziplinen - z.B. ZG3 - werden Auflagen für den Hinter- und Vorder-
schaft verwendet. Je nach BDMP-Disziplin dürfen diese Auflagen mit der Büchse NICHT fest
verbunden sein, d.h. die Büchse muß sich frei nach oben hin von den Auflagen abnehmen bzw.
hochheben lassen. Zum Auflegen des Hinterschaftes werden in der Regel sogenannte Ohren-
säcke verwendet, zum Auflegen des Vorderschaftes Dreibeine = Rifle-Rest. Wie das im einzel-
nen gemacht wird, kann hier nachgelesen werden :

Ohrensack + Dreibein

< Noch nicht fertig

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