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Die Geschichte muß neu geschrieben werden

Wer hat Amerika entdeckt und besiedelt ?

Ein Beitrag von Dieter Kisse

Das traditionelle Wissen

So haben wir es in der Schule gelernt: Christoph Columbus hat 1492 Amerika entdeckt. Dort traf er auf die Ureinwohner, auf die In-
dianer. Er hat sie so genannt, weil er glaubte, den Seeweg nach Indien entdeckt zu haben. Den wollte er nämlich auf seiner langen
Entdeckungsreise finden. Stattdessen landete er an den Gestaden Mittelamerikas. Und dann hat Columbus noch das Pech, daß "sein
neuentdeckter" Kontinent nicht nach ihm, sondern nach dem Seefahrer und Entdecker Amerigo Vespuci benannt wird.

Ein unvoreingenommener Mensch stellt sich natürlich die Frage, wie man einen Kontinent entdecken kann, auf dem ohnehin bereits
Menschen wohnen, nämlich die Indianer? Also kann es ja nur aus der Sicht der Europäer eine Entdeckung sein. Denn die eigentlichen
Entdecker sind die Ureinwohner.

2003 und genau 600 Jahre nach dem Bau einer riesigen Flotte entdeckten Archäologen in China Werftanlagen von riesigem Ausmaß,
zu jener Zeit neben der chinesischen Mauer die größte Baustelle Chinas. Dort wurden Holz-Dschunken gebaut, über 120 m lang und 50
m breit, mit einer 10 mal größeren Wasserverdrängung als die größten Schiffe des berühmten Entdeckers Vasco da Gama. Erst etwa
500 Jahre später waren die Europäer in der Lage, vergleichbar große Schiffe wie die Chinesen zu bauen, jedoch aus Stahl und nicht 50
Meter breit. Die Dschunken der Chinesen waren die größten Holzschiffe aller Zeiten. Mit Bambusrohr als Vorbild hatten sie Schotten
und waren unsinkbar, bestückt mit 9 Masten für große Segel. Der chinesische Groß-Eunuch und Admiral Zheng He unternahm mit ei-
ner Flotte von 300 Schiffen und über 30.000 Mann Besatzung und mit 180 Ärzten große Entdeckungsreisen bis nach Afrika, jedoch
auch auf dem Pazifik. Im Jahr 2002 hat der britische Autor Gavin Menzies die Behauptung aufgestellt, die Chinesen seien bereits un-
gefähr 70 Jahre vor Columbus in Amerika gewesen. Diese Hypothese ist allerdings nicht gesichert, aber sehr wahrscheinlich. Es gibt
eine alte chinesische Weltkarte, auf der Amerika eingezeichnet ist.

Gesichert ist jedoch, daß der Wikinger Leif Eriksson mit seiner Mannschaft um das Jahr 1000 das amerikanische Festland betrat, also
ungefähr 500 Jahre vor Columbus. Thorvald Eriksson, der Bruder von Leif, traf zum erstenmal auf Indianer. Er nannte sie Skraelinger,
das heißt Schwächlinge bzw. Häßliche Menschen. Das war schon sehr herablassend. Die Wikinger haben u.a. auf Island und Grönland
gesiedelt und versuchten, auf Neufundland (Kanada) Fuß zu fassen.

Die neuen Erkenntnisse

Auf unserer Erde hat es viele 1.000 Kaltzeiten (="Eiszeiten") gegeben, die letzte ging vor 10.000 Jahren zu Ende. Das Eis war vom
Nordpol in Richtung Süden und vom Südpol aus in Richtung Norden gewandert und bedeckte ungefähr ein Drittel der kontinentalen
Landmasse. Das Festland der nördlichen Nordhalbkugel war von einem 2.000 m dicken Eispanzer bedeckt. 'Nördliche' Nordhalbkugel:
Die Nordhalbkugel reicht vom Äquator bis zum Nordpol, ich meine den nördlichen Teil davon. Vom Nordpol bis südlich der Normandie
war Europa mit Eis bedeckt. Doch auch vom europäischen Bergland aus, insbesondere von den Alpen aus zogen gewaltige Gletscher
ins Flachland und engten in Südwesteuropa den Raum der Menschen ein, die dort seit etlichen zehntausend Jahren lebten. Die Men-
schen ernährten sich hauptsächlich von Wildpferden, aber auch von Rentieren, Rindern, Hirschen, Steinböcken und Mammuts. Bei
Solutré-Pouilly in Süd-Burgund wurden die Knochen von über 100.000 Wildpferden gefunden. Die Menschen dieser Zeit waren eine
'moderne Art' von Homo sapiens und lebten in der Epoche des Solutréen. Mit Solutréen wird eine archäologische Kultur bezeichnet,
benannt nach der Gemeinde Solutré-Pouilly.

Aus der Epoche des Solutréen kennen wir Gegenstände,
mit denen heute noch tagtäglich sehr viele Menschen
arbeiten. Ein sehr gutes Beispiel ist die Nähnadel. Die
Solutréer stellten ihre Erfindung aus Elfenbein her und
sie hatte auch ein Nadelöhr, wie heute. Mit den Elfen-
beinnähnadeln nähten sich die Menschen dieser Epoche
ihre Kleidung aus Tierfellen, vor über 20.000 Jahren.

Eine ihrer weiteren großartigen Fähigkeit war, hochwer-
tige Werkzeuge aus Stein anfertigen zu können, beson-
ders Klingen aus Flintstein (Feuerstein). Die Klingen
wurden für Gebrauchsgegenstände verwendet, z.B. für
Messer, aber auch für Waffen zum Jagen und zur Ver-
teidigung.

Der weltweit angesehene Archäologe und Anthropologe
Prof. Dr. Bruce Bradley von der Universität Exeter in
Cornwall /Südengland hat sich 20 Jahre mit der Herstel-
lung von Klingen aus Feuerstein beschäftigt und gilt als
einziger Experte auf diesem Gebiet. Er ist in der Lage,
solche Klingen manuell herzustellen.

Gespaltener Flintstein für die Herstellung von Klingen.

Zitat aus dem Dokumentarfilm "Die Eroberer der Neuen Welt" von der Kommentatorin:

"Sie stellten Lanzenspitzen her (Anmerkung Kisse: Gemeint sind die Menschen des Solutréen), deren Ränder 100 mal schärfer als
ein Rasiermesser waren. Der Archäologe Bruce Bradley hat 20 Jahre lang erforscht, wie die Waffen der Solutreen hergestellt wurden.
Bruce Bradley fand heraus, daß keine andere Kultur der Steinzeit solche Werkzeuge hervorgebracht hat."

Wegen des vordringenden Eises wurde die Nahrungsmittel-Beschaffung immer schwieriger, die Menschen zogen sich an die Atlantik-
küste zurück, dorthin, wo sie noch eisfrei war. Sie versuchten, sich von dem zu ernähren, was das Meer zu bieten hatte. In einer fran-
zösischen Höhle entdeckte Bruce Bradley 2.000 m unter der Erde einen Geheimgang, in dem er eine Höhlenmalerei über Robben fand.
Die Wissenschaftler sind sich einig, daß sich die Menschen im Solutréen auch von Robben ernährt haben, als die Nahrung an Land im-
mer knapper wurde. Sie fuhren mit ihren Booten auf dem Atlantik an der Eiskante entlang und jagten Robben.

Die Menschen suchten oft monatelang, bis sie geeignete
Steine für die Herstellung von Messern, Pfeilspitzen und
Lanzenspitzen fanden. Es gab eine Arbeitsteilung. Die
Hersteller von Waffen waren Spezialisten.

Zitat der Film-Kommentatorin:

"Dank der einzigartigen Meisterschaft, zu der es Bruce
Bradley gebracht hat, konnte ein Rätsel gelöst werden.
1996 meldeten Archäologen einen der erstaunlichsten
Funde, der jemals in Nordamerika gemacht wurde. Die-
se Lanzenspitze stammt aus Virginia. Als Bruce Bradley
sie sieht, ist er verblüfft. Sie ist nahezu identisch mit
den Spitzen aus Frankreich. Die C14- bzw. Radiokarbon-
Datierung zeigt, daß sie vor rund 17.000 Jahren vergra-
ben wurde, zu einer Zeit als Nordamerika nach Ansicht
der Archäologen noch unbewohnt war. Die Nachricht
schlägt ein wie eine Bombe. Sollte sich das Unmögliche
wirklich ereignet haben?"

Zitat von Bruce Bradley:

"Die Vorstellung, daß die Neue Welt vom europäischen
Kontinent aus bevölkert wurde, unterscheidet sich so ra-
dikal von allem, was ich gelernt habe, daß dieser Gedan-
ke mir fast unglaublich scheint."

Lanzenspitze aus Flintstein, Fundort: Südfrankreich. Die in Virginia aus-
gegrabene Spitze sieht fast genauso aus. Wegen des Urheberrechts
dürfen wir das Foto vom Original-Fund jedoch nicht zeigen.

Nordamerika wurde erst vor 12.000 Jahren entdeckt und besiedelt, das ist die Meinung von Wissenschaftlern mit Beginn des 20. Jahr-
hunderts. Das Eis der Eiszeit war geschmolzen, und es gab dort eine Landbrücke, wo heute die Beringstraße ist. Die Menschen kamen
über die sibirische Tschuktschen-Halbinsel, die Beringstraße und das Aléuten-Archipel nach Alaska. Doch 6.000 Jahre vor ihnen, wa-
ren bereits Europäer in Nordamerika, oder doch nicht? Wie hätten sie ca. 5.000 km Atlantik überwinden sollen, hatten sie seetüchtige
Boote, so wie die Wikinger? Wissenschaftler sind der Meinung, daß die Menschen teils an der Eiskante entlang, teils über das Packeis
der Eiszeit von Europa nach Amerika gekommen sind. Vielleicht hat der Zufall nachgeholfen, und die Menschen sind auf verschiede-
nen großen Eisschollen nach Amerika getrieben worden. Die Menschen waren auf Robbenjagd und sind mit Eisschollen abgedriftet.

Mit der Lanzenspitze von Virginia ist bewiesen, daß vor ca. 17.000 Jahren Europäer in Nordamerika waren. Doch sie haben keine weite-
ren Spuren hinterlassen. Wo sind diese Menschen geblieben, sind sie vielleicht umgekommen? Der nordamerikanische Molekular-Wis-
senschaftler Mark Brown führte eine DNA-Untersuchung eines Indianervolkes am Ontariosee durch und wollte nachweisen, daß ALLE
indianischen Völker Nordamerikas von asiatischen Einwanderern abstammen, die vor ca. 12.000 Jahren über die Landbrücke Tschuk-
tschen-Halbinsel > Aléuten-Inselgruppe Alaska erreichten. Doch der von Mark Brown gesuchte Beweis führte zu einem völlig anderen
Ergebnis: Es wurde ein genetischer Marker entdeckt, mit dem Mark Brown nun garnicht gerechnet hatte.

Zitate von Mark Brown:

"Als die ersten Ergebnisse vorlagen, waren wir ehrlich gesagt ziemlich überrascht." "Die erste Überraschung war, daß sich dieser Mar-
ker bei einem Viertel der indianischen Bevölkerung findet. Das ist viel. Die zweite Überraschung war, daß sich diese Abstammung nicht
nur bei Indianern, sondern auch bei Europäern nachweisen läßt."

Zitat von Bruce Bradley über Nordamerika:

"In der Eiszeit fanden die Menschen Wege, dieses fruchtbare Land zu nutzen. Sie besiedelten Landstriche zu beiden Seiten des Atlan-
tiks und reisten über viele Generationen hinweg hin und her. Im Laufe von Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden wechselten Men-
schen von einem Kontinent zum andern."

Zitate der Film-Kommentatorin:

"6.000 Jahre später haben sich die Nachkommen der ersten Europäer in Amerika über den Kontinent verteilt. Die Eiszeit ist zu Ende,
die Eisbrücke geschmolzen (Anmerkung Kisse: die Eisbrücke über den Atlantik). Doch sobald sich ein Tor schließt, öffnet sich ein neu-
es. Im Westen des heutigen Kanada, im Yukon und in den Nordwest-Territorien ist durch die Eisschmelze eine Landbrücke zwischen
Amerika und Asien entstanden. Über sie erreichen weitere Völker den Kontinent. Zum erstenmal in der Geschichte ist die Menschheit
um die Welt gereist. Europäer und Asiaten gründen eine neue Kultur, die der Ureinwohner der Neuen Welt."

"Bruce Bradley hat bewiesen, was die Archäologen für unvorstellbar hielten, Nordamerika wurde von Höhlenmenschen aus Europa ent-
deckt. Dank dieser Lanzenspitze aus Feuerstein muß die Geschichte eines ganzen Kontinents neu geschrieben werden. Sie beweist,
daß die ersten Kanadier mutige Eroberer waren, die unter Einsatz ihres Lebens eine Neue Welt in Besitz nahmen."

Nicht Asiaten haben vor 12.000 Jahren Amerika zuerst betreten, sondern Europäer vor mindestens 17.000 Jahren.

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Quellen-Nachweise
WISSENS-Quellen: Eigene, jedoch hauptsächlich 2 Dokumentarfilme und Wikipedia - BILD-Quellen: Urhebernamen auf den Bildern.
TEXT-Quellen: Eigene und aus gesprochenen Film-Kommentaren übernommene Zitate in violetter Schrift und in Semikolon.

Chinesische Flotte:
45-minütiger Dokumentarfilm Deutschland 2006 in 3sat am Samstag, 1. Januar 2011 um 22.55 Uhr
Titel: Gigant der Meere

Ureinwohner Nordamerikas:
85-minütiger Dokumentarfilm Großbritannien 2004 bei arte am Samstag, 19. Februar 2011 um 20.15 Uhr
Titel: Die Eroberer der Neuen Welt

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