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Nun hatte ich ein Problem: Ein Bus von Erzurum nach Täbris war zu teuer, vermutlich deshalb, weil es ein "länderübergreifender" Verkehr
war. In der Türkei hatte ich für je 100 km je ca. 1 DM bezahlt. Für die ca. 860 km vom türkischen Erzurum zum iranischen Täbris hatte ich
dann 8,60 DM, also ca. 10 DM eingeplant. Ich sollte aber 60 DM bezahlen. Das war mir einfach zu viel. Nach einigen Tagen sah ich in Erzu-
rum Autos mit deutschen Kennzeichen, zum erstenmal auf meiner Reise. Die Eigentümer der Autos waren Iraner: ein iranischer Arzt aus
Berlin, sein Schwager (Lehrer), Frauen, Söhne, Töchter. Sie waren mit 4 Autos unterwegs, wollten aber noch einen größeren Konvoi bilden,
am liebsten so ca. 10 Autos. Doch sie warteten schon tagelang vergeblich und wollten nun übermorgen weiter. Sie fragten, ob ich denn nicht
mitfahren wolle. JA, ich freute mich riesig.

Was war der Grund für die Konvoi-Bildung? Die Leute erklärten es mir so: Hier ist das Dreiländereck Armenien, Aserbeidschan, Kurdistan.
Alle 3 Länder sind nicht selbständig, sondern unter Sowjetunion, Türkei, Iran und Irak aufgeteilt. Und diese Ecke wäre äußerst gefährlich,
ob ich schon mal das Buch von Karl May gelesen hätte "Durchs wilde Kurdistan"? "So ist das heute noch hier", sagte der Arzt, "wir kom-
men von Berlin und wollen nach Teheran, und dies ist ein neuralgischer Punkt." Deshalb waren die Leute bemüht, möglichst viele Mitreisen-
de zu haben. "Es gibt hier regelmäßig Überfälle, 100 km vor und 100 km hinter der iranischen Grenze ist Niemandsland. Ein Menschenleben
ist hier noch weniger wert als im übrigen Orient." Und das wußte ich bereits: Ein Hammel war im Orient oft mehr wert als ein Mensch.

Am übernächsten Tag fuhren wir dann los, 4 Autos plus 9 Menschen. Natürlich waren das alles Schotterstraßen, das kannte ich ja bereits von
Nordeuropa. Nur: Die Straßen in Norwegen, Schweden und Finnland waren wesentlich besser. Hier fiel man in jedes Schlagloch. Entsprechend
langsam mußten wir fahren. Und je langsamer wir fuhren, desto gefährlicher war es für uns. Der iranische Lehrer hatte die schlechtesten Ner-
ven von uns. Manchmal raste er dann plötzlich los, aus Angst vor Überfällen. Klar, je länger wir uns hier aufhielten, desto größer das Risiko.

Der Große Ararat, Blick aus der Türkei - 5.137 m hoch
Hier soll die Arche Noah gelandet sein, ist widerlegt.

Kleine Töpfer-Werkstatt in Tabris. Alle Orientalen sind sehr geschickte
Handwerker. Das waren wir im Mittelalter auch mal, leider nicht mehr.

Wir kamen "ganz nah" am Ararat vorbei, ein gigantischer, gletscherbedeckter Klotz von 5.137 m Höhe. Fantastisch, wie er aus der bereits
2.000 m hohen Hochebene herausragte. Er erinnerte mich an die Bilder, die ich vom höchsten Berg Afrikas gesehen hatte, dem Kiliman-
dscharo in Tansania, 5.895 m hoch. Doch der war noch 758 m höher als der Ararat. Vergessen waren für einen Moment die zwielichtigen Ge-
stalten, die wir unterwegs im Gelände und manchmal auch an der Straße gesehen hatten. Fast jeder Mann trug hier ein Gewehr. Waren sie
auf Jagd oder mit anderen Absichten unterwegs?

Und dann kamen wir an die türkisch-iranische Grenze im Niemandsland. Dort gab es für mich eine böse Überraschung: mein Visum für den
Iran war vor 2 Tagen abgelaufen. Sehr bemerkenswert: Meine Reisgefährten (innen) ließen mich nicht im Stich. Der iransiche Arzt - leider
habe ich seinen Namen in den 46 Jahren doch vergessen - telefonierte sofort mit der Ausländerbehörde in Teheran und erreichte eine Ver-
längerung meines Visums um 1 Woche. Haken: Wir mußten einen Tag auf die telegrafische Mitteilung an die Grenz-Station warten. Zweiter
Haken: Die Grenzbeamten wollten von mir 11 (!!) Paßbilder haben. Wo sollte ich die denn jetzt herzaubern, es gab hier keinen Fotoautoma-
ten wie an deutschen Bahnhöfen. "Sie können mich doch abzeichnen", schlug ich den Grenzbeamten vor. Der Arzt trat mir auf die Füße,
"halt die Klappe", zischte er mir ins Ohr, "dies ist ein Polizeistaat!"

Meine Reisegefährten und ich übernachten also hier, alles wegen meines Visums. Nun hatte ich Zeit, mir die Grenz-Station anzusehen. Die
Station bestand aus einem quadratischen Gebäudekomplex mit einem quadratischen Innenhof. Der Hof war in der Mitte durch einen 3 m ho-
hen Zahn aus dicken Stahlprofilen geteilt. Eine Komplexhälfte war türkisch, die andere iranisch. Zu beiden Seiten des Zaunes standen viele
Menschen und unterhielten sich durch den Zaun hindurch. "Ja",sagte der Arzt, "hier siehst Du eine DDR-Grenze im Orient. Die Iraner, z.B.
kurdischer Minderheit) dürfen ihre kurdischen Verwandten in der Türkei nicht besuchen. Sie stehen hier am Zaun und unterhalten sich."
Die Menschen durften nicht näher als 1,50 an den Zaun heran, an beiden Seiten. Näherten sich die Menschen dem Zaun, pfiff ein Grenzbe-
amter auf einer Trillerpfeife. Half das nichts, nahm er den Karabiner mit aufgepflanztem Bajonett von der Schulter, drohte den Leuten und
schrie sie an. Diese Idioten standen aber nur auf der persischen Seite.

Am nächsten Tag konnten wir weiterfahren. Bald wurde es dunkel. Es war Vollmond bei wolkenlosem Himmel. Eine abenteuerliche Gebirgs-
landschaft umgab uns, es war unheimlich. Wir waren weit und breit die einzigen Autofahrer. Auf einmal fehlte unser Lehrer, der oft so gerast
war. Was war los? "Wir müssen sofort mit ALLEN 3 Autos zurückfahren", sagte der Arzt, "Dieter, hol die Knüppel und die Messer aus dem
Kofferraum", sagte er zu mir. Dann ging es zurück, ohne Scheinwerfer, komplett ohne Licht, der Mond war hell genug. Wir fuhren ungefähr
20 Kilometer. Da stand unser Lehrer, er hatte einen Platten, traute sich aber allein nicht aus dem Auto. "Dieter, wenn plötzlich ein Fremder
neben Dir steht und Hilfe anbietet, schlag ihm sofort den Knüppel auf den Kopf, hier hilft niemand im Dunkeln." Der Radwechsel verlief gut.
Wir fuhren in Richtung Täbris weiter und suchten einen passenden Übernachtungsplatz. Dann stellten wir die 4 Autos im Quadrat auf, so wie
eine Wagenburg im Wilden Westen. Im "Innenhof" schliefen wir auf dem Erdboden, 2 von uns hielten im Wechsel Wache.

Täbris erreichten wir am nächsten Mittag. Hier trennten sich unsere Wege: Ich wollte mir Täbris ansehen, die anderen wollten sofort weiter
nach Teheran. Großer Abschied, Umarmungen, Bruderküsse. Leicht fiel mir die Trennung nicht, und der Lehrer hatte Tränen in den Augen:
"Wir waren ein gutes Team", sagte der Arzt und drückte mich. Lange sah ich ihnen nach, die Autos wurden immer kleiner.

Die Shahbestan-Freitagsmoschee in Täbris. 1.360 m hoch - 1,4 Mil-
lionen Einwohner. Täbris ist Hauptstadt von iranisch Aserbeidschan.

Teheran, 1.200 m hoch - 7,8 Millionen Einwohner. Im Hintergrund
ist das gewaltige Elbursgebirge zu sehen.

Ich blieb 2 Tage in Täbris, der Hauptstadt von iranisch Aserbeidschan. Ich war im Basar, besichtigte eine Moschee und ging in die Stadt. Und
ich beobachtete folgendes: Ein Krüppel hatte Bretter unter seine Knie gebunden und kroch über die Straße. Da das einem Polizisten nicht
schnell genug ging, schlug er mit seinem Gummiknüppel auf den Mann ein. Nun begriff ich endgültig, wo ich war: Ich war im Polizeistaat des
Herrschers auf dem Pfauenthron, dem Shah von Persien. Ich war nicht mehr in der Republik Türkei. In jedem popeligen Dorf stand eine Fi-
gur des Kaisers von Persien in der Dorfmitte auf einem Steinsockel. Und als der Shah abdanken mußte, kam Ayatolla Komeni und die Iraner
kamen vom Regen in die Traufe. Wir wissen aus dem Fernsehen, daß der Iran auch heute noch ein exzessiver Polizeistaat ist.

Die Fahrt nach Teheran fing schon abenteuerlich an. Zunächst ging es durch hohe Gebirge, Steinwüsten. Es gab keine Bäume, keine Sträu-
cher, nicht einmal grünes Gras, alles war nur gelb, braun und grau, das Gras, die Erde, die Steine, die Felsen. Aber unten in der Schlucht gab
es einen Fluß, kaum zu glauben. Ungefähr 100 km östlich von Täbris war die Fahrt mit dem klapprigen Bus plötzlich zu Ende: Wir kamen um
ein Kurve.... und da standen schon einige Autos und 2 riesige Radlader plus 1 Planierraupe. Es hatte einen großen Erdrutsch gegeben, die
Straße war meterhoch komplett verschüttet. Das passierte vor einigen Stunden. Wir mußten noch ca. 1 1/2 Stunden warten, dann konnten wir
weiter. Nach nochmals ca. 100 km kamen wir auf eine Hochebene, die zog sich bis Teheran hin.

In Teheran angekommen, ging ich zunächst zur Ausländerbehörde und legte meinen Reisepaß und die Sondergenehmigung von der Grenz-
stelle vor. Obwohl ich der einzige "Kunde" war, mußte ich 20 Minuten warten. Ob ich denn nicht lesen könne und die Ungültigkeit meines
Visums nicht bemerkt hätte, schnauzte mich der arrogante Beamte an. Dann nahm er meinen Paß, hielt die Oberseite nach unten und tat so,
als würde er den Paß lesen. Dann knallte er in würdevoller, wichtigtuerischer Positur einen Stempel in meinen Paß. Dann überraschte er mich:
"Mein Mitarbeiter bringt Sie ins Hotel", sagte er großspurig. Ich stieg in einen Polizei-Jeep ein. Als ich vorm Hotel an der rechten Seite aus-
steigen wollte, grinste der Polizist ganz breit. Ich fiel mit meinem Rucksack in den offenen, ca. 70 cm tiefen Entwässerungskanal am Straßen-
rand. Der Polizist fuhr hupend davon. Ich ging in den Basar und auf den Markt und kaufte ein. Ich habe zu Teheran keine "emotionale Nähe"
aufbauen können - wie z.B. zu Istanbul. Teheran ging mir komplett an der Hutschnur vorbei. Ich besichtigte nichts.

Im Hotel lag ich auf dem Bett, in der schwülen Luft, über mir drehte sich der große Lüfterflügel und verwirbelte die warme Luft. Ich beschloß,
bereits morgen nach Isfahan zu fahren, einer Oase in der Wüste. Im Bus war es höllisch warm, nichts für mich. Draußen über der Salzwüste
flimmerte die Luft. Ich sehnte mich nach nordischen Seen und schattenspendenden Wäldern. Links und rechts der fast 500 km langen Strecke
hatten Menschen ihre handgeformten Lehmziegel zum Trocknen und zum Brennen in der Sonne aufgestapelt. Lehmziegel sind ein sehr gesun-
der und praktischer Baustoff, in Lehmhäusern ist es kühler als in Steinhäusern mit Wänden gleicher Dicke.

Imam-Platz in Isfahan - Der Platz strahlte damals Frieden aus. Die Oase Isfahan gehört zu den schönsten Städten des gesamten Orients,
ein Paradies, ein blühender Garten inmitten der Salzwüste - 15-minütiger Dokumentarfilm in 3sat am 3. April 2011 um 19.45 Uhr.

Isfahan war mir auf Anhieb symphatisch, trotz des nur tropfenden Wasserhahnes im Hotelzimmer und trotz der schon wieder häufig benutz-
ten Bettwäsche. Ich hatte unterwegs bisher selten mal frische Bettwäsche. Ich nahm ein eigenes Laken und meinen Schlafsack. Die Toilette
war natürlich - wie überall im Orient - eine Steh-Toilette. Man stand auf 2 geriffelten Eisenplatten (sonst Rutschgefahr) und mußte in ein
relativ kleines Loch zielen. Da dies nicht allen gelang, sah es entsptrechend besch...sen aus. Eigentlich ist diese Methode hygienisch, doch
sehr anstrengend, nichts für zeitungslesende Zeitgenossen. Links unten gab es statt Toilettenpapier einen kleinen Wasserhahn, deshalb ist
im Orient die linke Hand beim Essen tabu.

Obwohl es in Isfahan warm gewesen ist, habe ich dank der trockenen Luft nicht geschwitzt. Isfahan mit heute 1,6 Millionen Einwohnern liegt
immerhin 1.574 m hoch. Ich lief viel in der Stadt herum, doch mein Haupt-Aufenthaltsort war der große Imam-Platz - oben im Bild. Dort habe
ich mich tage- und stundenlang aufgehalten, habe alles angesehen, viel fotografiert (Dias), auch die beiden Motive unten. Die gesamte Anlage
hatte eine starke Aura, strahlte große Ruhe und Frieden aus. Vielleicht gefiel es mir auch deshalb so gut, weil es hier einfach keinen Lärm
gab, frei von ständigem Gehupe und Geschrei.

Die Shah-Moschee am Imam-Platz, Isfahan. Viele blaue Mosaike,
manchmal auch türkisgrüne. Fantastische Arbeiten.

Abbildungen von Menschen verbietet der Koran. Deswegen gibt
es in Moscheen ausschließlich fantasievolle, hochwertige Mosaike.

Ich habe mir die Arbeiten auch ganz aus der Nähe angesehen, mir genau die einzelnen Stücke und die Trennfugen angesehen. Hier waren wirk-
lich Meister und Künstler am Werk. Ich machte viele Nahaufnahmen. Wie lange mag der Bau so einer Moscheeh nach wohl gedauert haben,
sicher nicht nur eine Generation lang. Der tiefblaue Himmel, den ich damals hatte, kommt hier auf den Bildern nicht so zur Geltung, breites
Bild oben und linkes Bild hier unten. Ich habe Isfahan nicht gerne verlassen. Dies war DIE iranische Großstadt, in der ich mich am wohlsten
gefühlt habe. Doch am nächsten Tag mußte ich nach Teheran zurück, ich durfte den Reiseverlauf nicht aus den Augen verlieren.

In Teheran habe ich nicht so viel unternommen, hier war die Luft auch schwüler. Teheran kam mir wie der Frankfurter Kessel vor (Frankfurt
am Main). Hauptsächlich ging ich in den Basar. Ich hatte dort ein fantastisches Likör-Service gesehen, aus Blech gehämmert und in den Farben
der Moschee-Mosaiken emailliert. Viermal ging ich zu dem Händler um den Preis zu drücken, dann kaufte ich, bestimmt zu einem Preis, über
den er sich immer noch gefreut hat. Dies war mein zweiter Aufenthalt in Teheran. Ich machte mich nun reisefertig. Morgen fuhr mein Bus.

Damavand, höchster Berg des Elburs-Gebirges im Iran,
5.671 m hoch. In Teheran ist es heiß, hier wohltuend.

Die Heilige Goharshaad-Moschee, in der heiligen Pilgerstadt Mashad.
Wenn ein Ungläubiger 1964 in die Moschee wollte, riskierte er sein Leben.

Ich wollte nun nach Turkmenien und zur Heiligen Moschee in Mashad, beides im Nordosten des Iran. Der Bus fuhr von Teheran aus in das El-
bursgebirge hinauf. Dort befanden sich noch viele Wohnviertel von Teheran. Je höher wir kamen, desto kühler wurde es, ich war der schwülen
Luft von Teheran entkommen. Natürlich war es eine serpentinenreiche Fahrt, und hier gab es auch wieder viel Grün, nicht verbranntes Gras
wie in den türkischen und iranischen Steppen. Und dann sah ich ihn .... den Damavand, den höchsten Berg auf meiner Reise und der höchste
Berg des Elburs-Gebirges und der höchste Berg des Iran, mit 5.671 m fast so hoch wie der Kilimandscharo. Wenn wir eine Pause machten,
konnte ich frisches Wasser aus einem Hochgebirgsbach trinken, hier nicht Wasser aus versiegelten Flaschen. Ich fühlte mich fast wie in ei-
nem Gebirge in Norwegen oder Schweden.

Doch nach einigen Stunden ging es auf vielen Serpentinen unaufhaltsam wieder hinunter. Wir kamen ins Flachland und bald darauf an das Kas-
pische Meer. Hier war es wieder schwül. Auf riesigen Feldern ernteten Menschen - überwiegend Frauen - die reife Baumwolle. Und so also sah
Baumwolle aus. Ich kannte sie sonst ja nur von meiner Wäsche. Die großen Büschel an den Sträuchern waren schneeweiß, wie der Schnee auf
dem Damavand. Wie mühsam es für die Menschen war, die Baumwolle zu pflücken und wie wenig Geld sie vermutlich dafür bekamen. Später er-
fuhr ich, daß die Menschen es gern machten. Niemand schaute ihnen auf die Finger, niemand kommandierte sie herum. Es wurde einfach die ge-
pflückte Menge bezahlt. Wer mal einige Tage wegblieb um zu Hause zu arbeiten, kam danach eben wieder.

Ich war nun also in Golestan, im Norden des Iran und am südlichen Küstenstreifen des Kaspischen Meeres. Nun ging es durch die Steppen wei-
ter nach Chorasan im Nordosten des Iran. In den Dörfern und auf dem Land sahen wir Turkmen in ihrer typischen Kleidung mit schwarzen Per-
sianermützen. Persianer, das ist die stark gekräuselte Wolle von schwarzen Lämmern. Früher war in Deutschland der Traum vieler Frauen ein
Persianermantel. Ich habe langen keinen mehr gesehen. Wir sahen auch viele Reiter auf Pferden. Es gab auch Dromedare, die grasten oder als
Lasttiere daher kamen. Natürlich sahen wir auch Schafherden. Hier also lebten die nomadischen Turkmenen, hier und jenseits der Grenze im
sowjetischen Turkmenistan, heute ein selbständiger Staat.

Wir kamen einem meiner Hauptziele immer näher, der Heiligen Stadt Mashad in der iranischen Provinz Chorasan. Ich ahnte nicht, was ich alles
erleben würde und daß mein Leben für Sekunden an einem seidenen Faden hing. Im Bus sagten mir einige moderne Iraner, ich solle meine Ka-
meras nicht zeigen, sie lieber gut verstecken. So bekäme ich keinen Ärger mit den fanatischen, islamischen Mullahs. Nun war ich bereits auf
einiges gefaßt und verhielt mich vorsichtig, bedeckt, abwartend, auch mit Äußerungen. Das war vor 46 Jahren eine andere Zeit im Iran. Geht
es aber um Religion, ist das heute noch gefährlich: Die Mullahs haben seit Kohmeni das Sagen.

Dann kamen wir in der Innenstadt von Mashad an. Ich sah schon die vergoldete Kuppel der Heiligen Goharshaad-Moschee mitten in der Stadt.
Schnell fand ich ein preiswertes Hotel, Hotel Sepid, zu deutsch "Hotel Weiß". Und weiß war es auch, schneeweiß. Von innen angenehm sauber
und ziemlich modern, ich war überrascht. Todmüde sank ich nach 900 km Busfahrt ins Bett, mit frischer Bettwäsche! Oder hatte ich mich etwa
im Preis verhört. Im Moment war es mir egal, ich wollte nur noch schlafen.

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