HHHH
Ungefähr
25
Bus-Kilometer = 20 km
Luftlinie südlich von Stockholms Zentrum entfernt liegt die kleine
An-
siedlung Tyresta.
Sie
gehört zur Kommune
Haninge, die unmittelbar an Stockholm und an die Kleinstadt
Tyresö (ca. 44.000 Einwohner)
grenzt. Tyresta ist der
Hauptausgangspunkt in
den Nationalpark
Tyresta
mit Bus-Endhaltestelle.
Dort
begann meine Wanderung durch den
Tyresta-Nationalpark. Im
Wald hört man
absolut nichts von der
Großstadt,
nichts von
irgendwelchem
Verkehr,
keine
Flugzeuge ..
nur die wenigen
natürlichen Geräusche des
Waldes.
Mit
Müh und
Not fand
ich in der
beginnenden Dämmerung einen ersten Schlafplatz, ca. 300 m von
einer
offiziellen
Feuerstelle
entfernt. Dort hätte ich zelten dürfen, war aber
ungeeignet.
Es gibt sehr wenige
offizielle
Feuerstellen
im
Nationalpark. An den Feuerstellen ist das Zelten
erlaubt.
Als ich gerade den Auf-
bau meines
Zeltes vorbereitete, kam
eine Rangerin
des Nationalparks. Oha dachte ich. Sie stellte sich
mit
Christina vor. Wir unterhielten uns 10
Minuten und und ich erzählte ihr so nebenbei, daß
ich auf
einer
Insel im
großen See
Unden (zwischen Vänern und Vättern) 2007 allein einen
Schwelbrand gelöscht hatte.
Damit waren
wir beim
Hauptthema: "Wenn Du im Nationalpark kein Feuer machst, kannst Du
ausnahms-
weise eine
Woche im
Nationalpark bleiben und Deine Fotoserie fertig machen. Das ist aber
nur eine Son-
dergenehmigung."
Denn
1999
hatte es hier im Tyresta-Nationalpark einen Großbrand
gegeben,
10% der
Fläche
wurde
komplett
vdernichtet.
Optimale
Darstellung der
Bildergalerie
HHHH
.Von li n. re: Bundeswehr-Tasche,
Koppeltraggestell + bereits hingelegtes Zelt, schwedischer
Militärrucksack.
HHHH
Am
nächsten Morgen stand ich dann tatsächlich erst gegen
8.oo
Uhr auf. Ich holte Wasser aus dem See und
kochte Kaffee.
Wasser
zur Getränke- und
Essens-Aufbereitung nahm ich natürlich aus dem See, wo
sollte ich
es auch sonst
hernehmen? Ich
kann doch kein Wasser mitschleppen, jeder Liter wiegt ein Kilogramm, wer sollte
das
tragen? Das
Wasser ist hier aus den Seen - und aus anderen
Seen des Nordens
mit wenigen
Ausnahmen -
als
Trinkwasser
geeignet. Auch
die Rangerin trinkt das Wasser aus den Seen,
sogar
ohne
es abzukochen.
Zum
Essen
saß ich immer hier auf der
Granitklippe, sie war Stuhl und Tisch
gleichzeitig:
.
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.Tisch und Stuhl in einem.
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.Ich
hatte eine Sondergenehmigung, 10 Tage im Nationalpark zu zelten, ist
normalerweise verboten.
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Zugegeben: Ich bin ja auch nicht von
alleine wach geworden,
Kondensat tropfte mir vom Zeltdach ins Gesicht.
Trotz der zwei großen
Lüftungsschlitze und obwohl ich die
Zelteingangshälfte nicht zugezogen hatte, schwitzte
das Zelt von innen ganz
ordentlich. Bei einwandigen Zelten muß man heutzutage damit
rechnen. Früher waren
die Zelte aus sehr
schwerem olivgrünen Segeltuch. Die schwitzten nicht,
waren aber eben unglaublich schwer.
Gab es mal einige undichte
Stellen, wurden sie von innen etwas mit fettiger
Schuhcreme eingeschmiert. Mein
hochwertiges,
doppelwandiges Hillebergzelt (schwedisch u. auch sehr teuer)
wollte ich nicht mitnehmen. Es ist
mit 2,3 kg schon extrem leicht,
doch immer noch 600 g schwerer als dieses leichte, tarnfarbige
Gebirgszelt.
Alle Vorteile kann man eben nicht
haben.
.
HHHH
.
Ich erkundete am Vormittag die nähere Umgebung
meines Lagers, eine tolle, urwüchsige Landschaft und
eines Nationalparks würdig.
.
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.Täubling oder Ritterling.
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.Glimmertintlinge
HHHH
Am
Nachmittag sah ich mir auf meinem Tablet-PC die Karte des Nationalparks
genau an. Dann faulenzte ich
viel,
lag im Schatten herum, ging
etwas Schwimmen (Brrrrr, ca. 14° C), machte so meinen
erforderlichen Kram. Flache
Klippen am Wasser sind mir immer
hochwillkommen: Ich muß keine Klettereien veranstalten um an Wasser zu kom-
men und landschaftlich sind solche
Klippen auch sehr schön. Ja, und dann geht ein Naturfreund im Herbst ja auch
früh "ins Bett", denn im Herbst
wird es ja auch früh dunkel.
.
HHHH
.
HHHH
Am
nächsten Morgen: Dichter Nebel, ich ging raus,
machte einige Fotos und verschwand wieder im Zelt.
Es tropfte wieder vom Zeltdach, doch dagegen hatte ich einige
kleine Vorkehrungen getroffen. Ich schlief
wieder eine ganze Zeit, offensichtlich fest und tief.
.
HHHH
Aber dann, was waren das denn für eigenartige
Geräusche? Ich guckte raus, nein das konnte doch nicht
wahr sein: Da stand bereits meine Leib- und
Grundstückswache um mich zu begrüßen. Die Gardisten hat-
ten mich bereits die ganze Zeit im Blick, denn
eine Zelthälfte war während des Schlafens ja offen.
.
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.Meine Leibwache hat sich zur
Entgegennahme des Trinkgeldes aufgestellt.
Sind sie nicht süß? Und treu und
anhänglich .... so lange sie Trinkgeld bekommen, aber sie haben
dabei ein
unglaubliches Stehvermögen. Das
Stehvermögen der Zelthäringe hier auf dem
Klippen-Untergrund ist erheb-
lich bescheidener. Nur widerwillig
lassen sie sich sehr schräg in die dünne Erdschicht stecken.
Fast alle Hä-
ringe mußte ich zusätzlich
mit ordentlichen Steinen beschweren.
.
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Inzwischen
strahlender Sonnenschein, da kamen die vielen taunassen Spinnennetze
noch viel besser zur
Geltung als im dichten Nebel.
.
HHHH
.
HHHH
Nach dem Frühstück machte ich dann wieder einen
Rundgang. Ich ging auch zum schräg gegenüber liegenden
Ufer und mußte mein
Zelt erst suchen. Erst mit meinem Fernglas konnte ich mein
gut getarntes Zelt erkennen.
Hier im Wald war die Tarnung ganz
wertvoll.
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.Stockente, also weiblich.
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.Morgen-Dämmerung, ich bin
immer noch am Südufer des Årsjön.
An einem Morgen stand ich dann schon im Dunkeln auf,
packte meine Sachen mithilfe meiner Stirnlampe
zusammen. Als die Morgen-Dämmerung kam,
konnte ich dann auch mein Zelt abbauen und einpacken.
.
HHHH
Schwer bepackt wanderte ich nun weiter über
Stock und Stein. Schon jetzt am Morgen war es mir fast zu warm,
ungewöhnliche Temperaturen hier
im Norden zu dieser Jahreszeit. Zunächst ging ich immer am See entlang, also
am Årsjön. Ich traf
stundenlang keinen Menschen. Die Landschaft war überall urig.
.
HHHH
.
HHHH
.
HHHH
.
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Der
Tyresta-Nationalpark wurde 1993 gegründet und hat eine
Fläche von 20 km². Zusätzlich ist der Nationalpark
fast ganz von großen
Naturreservaten umgeben. Die Brandfläche beträgt ca. 2
km², also 10 % der
Gesamtfläche.
Nationalparks genießen
den größten Schutz (vor Menschen!), gefolgt
von Naturreservaten.
Es gibt zur Zeit in
Schweden 29 Nationalparks, der
größte ist der Sarek mit 1.970 km² Fläche, so
groß wie unser
Saarland. 12 weite-
re Nationalparks sind in Schweden
geplant. Der größte Nationalpark mit 5.500 km² wird der Nationalpark Vindelfjäl-
len in Lappland sein, fast
dreimal größer als das Saarland. Außerdem gibt es in Schweden 3.500 Naturreservate,
vergleichbar mit Naturschutzgebieten
in Deutschland.
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HHHH
.
HHHH
.
HHHH
.Kolkrabe, hochintelligent,
kann 90 Jahre alt werden. Kolkraben waren die Begleiter
Odins, Wikingergott.
Ab und
zu sah ich Kolkraben, genauer gesagt:
Zunächst hörte ich sie, bevor ich sie durch die
Baumwipfel sehen
konnte. Sehr oft fliegen sie zu
Zweit, Pärchen. Sie bleiben ein Leben lang zusammen und
können sehr alt werden,
so alt wie Menschen. In Småland
an dem kleinen See Flyxen habe ich jahrelang immer ein einziges Kolkrabenpaar
an immer derselben Stelle gesehen.
Nachdem ich nun seit einigen Jahren weiß, wie alt Kolkraben werden, bin ich
sicher, daß es immer dieselben
waren.
.
HHHH
.
HHHH
Und so wanderte ich
also durch den Tyresta-Nationalpark, der an sehr vielen
Stellen Urwaldcharakter hat:
Die Parkhüter ('Ranger') greifen nur dort ein, wo der
Mensch AN oder AUF den wenigen Wanderpfaden ge-
fährdet oder behindert wird, z.B.
durch umsturzgefährdete oder bereits
umgestürzte Bäume. Bäume, die
sich gut überklettern lassen, bleiben liegen. Oder
wenn die Pfade
durch Sümpfe führen, dann gibt es ein-
fache Planken-Laufstege. Die Pfade können teilweise
sehr beschwerlich sein. Oft geht es über viele Steine
und über dicke, meist eng liegende Baumwurzeln,
zwischen die man treten muß
ohne hängen zu bleiben
und zu stürzen. Für mich mit 21 kg Gepäck in
dem Alter keine Kleinigkeit mehr.
Außerdem konnte es dann
30 Höhenmeter steil über buckelige Klippen
hinaufgehen und noch schlimmer: wieder runter. Für mich
war
es unerträglich warm, ich hatte mich auf kühles
Herbstwetter eingerichtet und jetzt war Spätsommerwet-
ter. Schon tagelang lief ich bei etwa 18 bis 22 °C oben im
olivgrünen Unterhemd herum.
.
HHHH
.Gelbweißer Gallertbecher.
HHHH
Ganz tief im Wald an wiederum völlig einsamer Stelle
fand ich einen einigermaßen geeigneten Platz um mein
Zelt aufschlagen zu können. Hier
einen Platz zu finden, war nicht ganz einfach. Einer der Vorteile war
jedoch,
daß ich Häringe benutzen
konnte und die Zeltleinen nicht mit schweren Steinen befestigen
mußte.
.
HHHH
.
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.Ich zeltete tief im
unberührten Wald, teils Urwald. Es war ganz einsam.
HHHH
.
HHHH
.Gelbgegürtelter Schleimkopf.
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.Waldschachtelhalm, wächst auf
sumpfigem Untergrund.
Hier war der Wald noch uriger, zum Teil auch sumpfig und
Waldschachtelhalme bedeckten den sumpfigen
Waldboden wie weiche Schleier, so wie
ihn Feen und Elfen tragen.
.
HHHH
.
HHHH
Und
dann traf ich auf eine Riesenschlange, eine Python. Sie reckte ihren
Kopf ganz hoch zu den Baumwipfeln
empor. Ich traf noch auf allerlei andere seltsame Wesen, die ich ja gar
nicht alle fotografieren konnte.
.
HHHH
.Fichtenporling
Genau an diesem flammenden Fichtenporling setzte
ich mich auf einen gefallen, dicken Baumstamm und
aß einen Becher voll
mit Haferflocken, gemischt mit Wasser und etwas
Süßstoff. Das war mein Mittages-
sen. Jetzt war ich genau an der
nördlichen Grenze des NATIONALPARKS Tyresta. Und hier begann nun
der
große nördliche Teil des Naturreservates Tyresta.
.
HHHH
.
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.Adlerfarn
HHHH
.Die letzte Zeltnacht verbrachte ich
im Naturreservat
Tyresta, bei Tyresö-Nyfors.
Hier an der Grenze zu Nyfors fand ich
eine einzige ebene Stelle, an der ich mein Zelt
hinstellen
konnte.
Nyfors ist ja ein Stadtteil von
Tyresö. Ich war hier an der nördlichen Grenze des
nördlichen Naturreserva-
tes Tyresta und an der
Wasserarm-Verbindung (Gammal Ström) zwischen dem See
Långsjön und dem See
Tyresö Flaten. Die Namen findet
Ihr unten auf der letzten Landkarte.
.
HHHH
.Mischlinge aus Spießente,
Moorente, Reiherente ? - Es gibt so sehr viele
Enten-Mischlinge.
HHHH
Habt Ihr mein Zelt auf Anhieb
auf obigem Bild gesehen? Dann bitte genauer hinsehen. In der
Farbaus-
führung 'Tarnfleck' ist
es wirklich gut getarnt. Es gibt Fälle, in
denen eine gute Zelt-Tarnung vorteilhaft
ist - wie auf dieser
Durchquerung des Nationalparks - und es gibt Fälle, in
denen ein Zelt aus größerer
Entfernung gut zu sehen sein sollte -
dort wo man evtl. Hilfe benötigen könnte. Zu
diesem Zweck habe
ich dann eine unübersehbare
SOS-Flagge dabei.
.
HHHH
.
HHHH
Meine ersten Zeltnächte verbrachte ich am
südlichen Ufer des Årsjön. Im Nationalpark Tyresta
befinden
sich 9 Seen und 2 Teiche. Im
Naturreservat Tyresta gibt es 2 Seen, 4 große Teiche und Teile
der Ostsee.
.
HHHH
Und in meiner letzten
Zeltnacht schlief ich hier an dem kleinen See Lillsjön,
etwas rechts vom Gammal Ström,
südlich des Ortsteiles Nyfors
der Stadt Tyresö. Oft bin ich über viele Jahrzehnte
hinweg in
dieser Landschaft
am Tyresö Flaten gewesen, mit
guten, langjährigen
Freunden, die dort in der Nähe wohnen.
Meine Durchquerung des
Nationalparks Tyresta war für mich ein
unvergeßliches Erlebnis. Elche wird man hier
vermutlich kaum noch
antreffen, dafür ist der Nationalpark fast
rundherum zu dicht besiedelt. Wenn ich einem
'Normalbürger'
in Deutschland erzähle, daß es von
Stockholms Zentrum bis zum Zentrum des
unberührten,
urwaldähnlichen Nationalparks
Tyresta
nur 20 km Luftlinie sind, fällt es solchen Leuten schwer, es
zu glauben.
Doch auch im
übrigen gibt es rund um Stockholm - auch in
nächster Umgebung - riesige, einsame Wälder,
sogar bis in das große
Schärengebiet der Ostsee hinein oder auf den Inseln
im
Mälarsee. So habe ich bei-
spielsweise auf der großen
Mälarinsel Adelsön neben Landwirtschaft
auch sehr
große, zusammenhängende
Wälder gesehen. Selbst auf der
"Stadt-Insel" Djurgården hätte ich mit
etwas Geschick
zelten können, ohne
daß dies jemand bemerkt
hätte.
Am nächsten Tag war meine
abenteuerliche Wanderung durch den Nationalpark Tyresta und durch den
nörd-
lichen Teil des Naturreservates
Tyresta zu Ende. Auf mich wartete ein Kontrast-Programm: Stockholm. Vor
langer Zeit war ich Stockholmer
Bürger.
Dieter Kisse
eMail: Natur.Norden@aurei.de
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