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Dreharbeiten

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Der gesamte nachfolgende Text ist ein kleiner Auszug aus einer 12-seitigen Anleitung über das gesamte Thema Dreharbeiten,
Filmherstellung und Nebenarbeiten, verfaßt vom Filmhersteller Dieter Kisse, Webmaster "Die Nordlandfahrer":

Auch heute noch gibt es viele Menschen, die glauben, daß ein Film nach dem Drehen (nach dem "Filmen") fertig ist, vielleicht
noch einige Korrekturen, mal "eben schnell" einen Titel davor - FERTIG. Das kann man natürlich machen, nur -- wer soll sich
so etwas anschließend ansehen? Die professionelle Produktion eines Filmes ist mindestens so aufwendig wie die Herstellung
eines hochwertigen Gebrauchsgegenstandes, NUR: Die Herstellung eines geistigen Erzeugnisses, wie Film, web-Seiten, Buch,
Zeitschrift u.ä. wird in unserem materialistischen Zeitalter nicht so hoch bewertet wie ein Gegenstand zum Anfassen. Was hat
unser ehemaliger Bundespräsident Johannes Rau gesagt?:

"Jeder kennt heute von allem den Preis aber von nichts mehr den Wert."

Planung der Dreharbeiten

Ein Plan für Dreharbeiten hat im weitesten Sinne einige Gemeinsamkeiten mit einem Drehbuch. Der Plan behandelt jedoch die
Durchführung der Dreharbeiten, ist also eine Art Logistik. - Eine gute Planung ist besonders dann wichtig, wenn Menschen in
dem Film agieren und / oder wenn die Dreharbeiten eine mehr oder weniger weite Reise erforderlich machen. Es geht um die Rei-
seroute, um die allgemeine Ausrüstung, um die Dreh-Ausrüstung, Beispiel: Wie können unterwegs Akkus aufgeladen werden,
ohne von anderen abhängig zu sein? Und in entlegenen Regionen bin ich ohnehin auf mich allein gestellt. Manche Dreharbeiten
lassen sich überhaupt nicht planen, Beispiel: Mein sehr aufwendiger Dokumentarfilm "Rauhes Land", zu dem die Dreharbeiten
auf einer ca. 9.000 km langen Reise durch Norwegen, Schweden und Finnland erfolgt sind. Da weiß ich an dem einen Tag nicht,
was mich am nächsten erwartet.

Drehen des Rohmaterials

Bevor die praktischen Filmarbeiten anfangen - beginnend mit dem Drehen - erwähne ich hier zunächst, welche Hauptgruppen
von Arbeiten überhaupt anfallen. In einem Filmteam verteilen sich die Aufgaben auf mehrere Personen, diese Aufgaben muß
ich als Einzelkämpfer allein übernehmen:

Drehbuch erstellen, Redaktion, Regie, Kamera-Aufnahmen, Ton-Aufnahmen, Beleuchtung, Interviews führen, Filmschnitt,
Nachvertonung, Interviews übersetzen und in Deutsch sprechen, Kommentare sprechen, Texte bzw. Schriften für Film erstellen,
Vor- und Nachspann anfertigen - das alles muß ich also allein machen.

Und vor dem Drehen noch ein wichtiger Hinweis: Ein richtiger Profi wird beim Drehen IMMER durch den Sucher blicken, nie
auf das Display, höchsten in wenigen Ausnahmefällen. Eine ganz spezielle Sache sind die Großkameras in Fernseh-Studios, da
wird fast ausschließlich der Kamera-Bildschirm benutzt. Das Thema Sucher / Display ist auf unserer Tipps-Seite "Fotografieren"
bereits abgehandelt.

'FOTOGRAFISCHR' BLICK

Wer nicht fotografieren kann, kann auch keinen guten Film herstellen. Wer also die Grundregeln des Fotografierens - und das
am besten von jung an - nicht kennt, wird auch keine guten Film-Aufnahmen machen. Wichtig ist auch der Blick für lohnenswer-
te oder auch für ausgefallene Motive und Blickwinkel. Es gibt auch Naturtalente, die sich relativ schnell ohne langjährige Erfah-
rung zu guten Fotografen und Filmkamera-Leuten entwickeln.

DREHVERHÄLTNIS

Es macht eine Aussage darüber, wieviel des gedrehten Materials sich prozentual im fertigen Film wiederfindet. Ein Drehverhält-
nis von 1:3 bedeutet, daß 1/3 = 0,3333 = 33,33 % des gedrehten Materials letztendlich für den fertigen Film verwendet wurde.
Ich selbst arbeite mit einem Drehverhältnis von 1:2 bis 1:3. Bei Spielscenen mit Menschen, besonders mit mehreren Menschen,
wenn dann auch ein genauer Ablauf erfolgen muß, kann es auch mal ein Drehverhältnis von 1:10 werden. Es gibt Dokumentarfil-
mer, die stolz auf ein Drehverhältnis von 1:50 sind, ich verstehe nur nicht weshalb. Ein hohes Drehverhältnis sagt 1) aus, daß
viel Material schlecht gedreht wurde und daß 2) das Heraussuchen des geeigneten Materials IMMENS aufwendig ist.

STATIV BENUTZEN

Ich arbeite fast immer mit Stativ, es lohnt sich, auch beim Drehen ohne Zoom. Irgendwann muß der Kameramann ja auch mal
wieder Luft holen. Das Atmen und der Puls führen auch dann zum Verwackeln, wenn der Kameramann eine ruhige Hand hat,
da hilft der Bildstabilisator in der Kamera auch nicht so viel. Im Fernsehen werden immer häufiger Filme gezeigt, die ohne
Stativ gedreht wurden, weshalb? Das Drehen mit Stativ ist aufwendiger und somit teurer !

MOTIVE FINDEN

Wie bereits oben unter 'Planung' beschrieben, läßt sich bei Reisen nicht planen, was unterwegs passiert und welche Motive sich
ergeben. Zumindest ist zu versuchen, ein grobes Drehbuch oder den erstellten Leitfaden einzuhalten. Wenn sich jedoch noch
bessere Möglichkeiten ergeben als vorher geplant, dann sollten sie auch unbedingt genutzt werden. Beispiel: Wenn sich mir un-
terwegs die Gelegenheit bietet, als Kameramann an einer Elchjagd teilzunehmen, werde ich doch nicht NEIN sagen. Auf Reisen
finde ich Motive so: 1) durch Zufälle, 2) durch hartnäckiges Suchen, auch wenn ich größere Entfernungen zurücklegen muß.
Vorplanungen können sich nur größere Film-Produzenten und Fernsehanstalten leisten.

NOCH EINIGE TIPPS

- Das Standard-Stativ sollte ein Mindestgewicht haben, damit es auch fest steht. Wichtig: leichte Bedienbarkeit.
- Das Stativ sollte einen Adapterverschluß für die Kamera haben, das Aufschrauben dauert zu lange.
- Unterwegs im Auto: Kamera auf Stativ lassen, auf gepolsterte Unterlage legen und gegen Staub abdecken.
- Zusätzlich ein leichtes Stativ mitnehmen, für Wanderungen ist das Standard-Stativ zu schwer.
- Ein selbstgebastelter guter Regenschutz für die Kamera ist sehr hilfreich, nur Sonne im Film ist unrealistisch
- Den Blick für lohnenswerte Motive durch viel Übung schärfen, Unbequemlichkeiten nicht scheuen.
- Gutes Motiv: SOFORT anhalten, nicht etliche Kilometer weiterfahren und dabei überlegen, ob Motiv gut ist /war.
- Zur Suche eines Motives gehört große Hartnäckigkeit, Ideenreichtum und eine unkonventionelle Strategie.

Professionelle Dreharbeiten und Film-Herstellung

Attaan /DK

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